Seele (v. althochdeutsch seula "zur See gehörig"), der ►ewige und ►unsterbliche Bestandteil der menschlichen Persönlichkeit. Philosophen wie Platon, Theologen wie Thomas von Aquin, sowie die meisten Religionen lehren die Unsterblichkeit der Seele, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. In der klassischen Philosophie bestand die Seele aus unzerstörbaren Ideen oder ►Monaden und kann darum nicht vergehen. Religionen begründen die Unsterblichkeit der Seele mit dem Gerechtigkeitsargument: Die Seele erhält im Jenseits oder in der Wiedergeburt die Belohnung oder Bestrafung für die Taten des Menschen. Doch was ist die Seele überhapt? Oft wird sie mit Bewusstsein, Willen, Charakter, Gewissen und Erinnerungen eines Menschen gleichgesetzt. Dies wirft die Frage auf, ob a) auch Tiere, und b) auch Maschinen eine Seele haben können. Wie jeder Hundebesitzer weiß, lässt das Verhalten von höheren Tieren durchaus Willen, Charakter, Erinnerungen und sogar ab und zu ein schlechtes Gewissen vermuten. Auch einen Computer könnte man so programmieren, dass er sich entsprechend diesen Eigenschaften verhält. Schwieriger ist die Frage nach dem Bewusstsein zu beantworten. Dieses bedingt nach allgemeiner Auffassung die Fähigkeit, sich selbst als denkendes Wesen zu erkennen. Zwar hat man in Experimenten Affen farbige Punkte auf die Stirn gemalt und dadurch festgestellt, dass sie sich selbst im Spiegel identifizieren konnten. Das bedeutet jedoch noch nicht die Existenz eines Bewusstseins, denn dieses ist ja nicht durch äußere Handlungen, sondern durch einen inneren Prozess definiert. Bestandteile des Bewusstseins (Robert Fludd, Geist und Bewusstsein) Ob ein natürliches oder künstliches Lebewesen ein Bewusstsein hat, lässt sich daher durch Beobachtung allein nicht zwingend beweisen. Auch für Menschen kann man also die Existenz der Seele nicht objektiv nachweisen. Wir können Bewusstsein nur subjektiv an uns selbst erfahren und gestehen es darum auch anderen Menschen wegen ihrer Ähnlichkeit mit uns im Verhalten zu, ohne uns dessen vollständig sicher sein zu können. Warum erleben wir etwas, wenn bestimmte neuronale Prozesse in unserem Gehirn ablaufen? Oder sind wir wie Maschinen, die nur auf Reize reagieren, und haben nur die Illusion eines Bewusstseins? Könnte eine reine Reiz-Reaktions-Maschine überhaupt unsere komplexen Handlungen hervorbringen? Zwei Methoden bieten sich an, diesen Fragen nachzugehen. Zum einen kann man versuchen, die neuronalen Prozesse im Gehirn immer besser zu verstehen. Zum anderen kann man ein hinreichend komplexes Gehirn in einem hinreichend leistungsfähigen Computer simulieren und dann beobachten, ob sich dabei Bewusstsein bildet - oder zumindest etwas, das nach außen hin wie Bewusstsein aussieht. Seele im Computer? Maschinen sind fähig, mit menschlicher Stimme zu reden, Leute am Gesicht zu erkennen und Hindernisse zu überwinden, um ein Ziel zu erreichen. Sie können spielen, lernen und sich selbst umprogrammieren. Können sie eine Seele entwickeln? Zwar ist zurzeit die Technik der Künstlichen Intelligenz (KI) noch nicht weit genug, um diese Frage anzugehen. Allein die Hardware eines menschlichen Gehirns ist jeder Maschine noch weit überlegen. In einem Computerchip kann man heute eine Million Transistoren pro Quadratmillimeter unterbringen, die Hirnrinde dagegen enthält 100 Millionen Synapsen pro Kubikmillimeter. Insgesamt verfügt das menschliche Gehirn über die Rechenleistung von 1016 dreidimensional verschalteten Synapsen - hundert Millionen mal mehr als ein Mikroprozessor der neuesten Generation mit seinen nur etwa 108 Schaltelementen, die zudem nur zweidimensional verdrahtet sind. Dennoch werden Computer zweifellos die Rechenleistung eines menschlichen Gehirns in den nächsten 30 Jahren irgendwann erreichen und überschreiten. Dann wird die Sache interessant (s.a ►Singularität). Der Turing-Test, vor über 50 Jahren erstmals vorgeschlagen von dem Mathematiker Alan Turing, definiert künstliche Intelligenz als eine Konversationsfähigkeit. Wenn wir uns mit dem Computer unterhalten und ihn anhand seiner Antworten nicht mehr von einem Menschen unterscheiden können, wird ihm intelligentes Bewusstsein zugeschrieben. Zwar führen schon heute relativ primitive PC-Programme solche Unterhaltungen, wie etwa die diversen Smartphone-Assistenten Siri, Cortana oder GoogleNow. Leider sind sie von Intelligenz im Sinne des Turing-Tests noch weit entfernt: JCL: Hello, Alice. Um echtes Bewusstsein von vorgetäuschtem zu unterscheiden, gilt es dem Computer die richtigen Fragen zu stellen. Das könnten die gleichen Fragen sein, die am Anfang der Bewusstwerdung des Menschen standen (und auch am Anfang dieses Wörterbuchs): Hat der Raum irgendwo eine Grenze? Hat die Zeit einen Anfang und ein Ende? Wo waren wir vor der Geburt? Wohin gehen wir nach dem Tod? Doch auch wenn sich die Maschine sich äußerlich wie ein Mensch verhält und richtig klingende Antworten geben kann - hat sie dann bereits eine Seele? Und wenn nicht, was fehlt ihr noch? Es gibt hierzu je nach philosophischer Richtung unterschiedliche Auffassungen:
Für viele Philosophen stellt die Frage nach Seele und Bewusstsein die äußerste Grenze für unseren Erkenntnisdrang dar. Immerhin gibt es einen Trost: falls die menschliche Intelligenz zur endgültigen Entscheidung dieser Frage nicht ausreicht, wird man sie irgendwann einem Computer vorlegen können. Weblinks zum Thema
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