Endlager, ein Ort für Dinge, mit denen man in endlicher Zeit nichts mehr zu tun haben möchte. Endlager dienen normalerweise der langfristigen, im Idealfall ►ewigen Entsorgung radioaktiver Elemente, salopp Atommüll genannt. Radioaktive Elemente zeichnen sich dadurch aus, dass sie unter Aussendung mehr oder weniger gesundheitsschädlicher Strahlung in andere Elemente zerfallen. Dabei versteht man unter Halbwertszeit die Zeit, in der jeweils die Hälfte der ►Atome zerfallen ist. Die Halbwertszeiten einiger im Atommüll vorkommenden Elemente betragen:
Nehmen wir an, wir wollen 1 kg Caesium-137 endlagern. Nach 30 Jahren ist die Hälfte des Materials zerfallen und seine radioaktive Strahlung somit auf die Hälfte abgesunken. Vom Rest zerfällt in den nächsten 30 Jahren wiederum die Hälfte. Die Radioaktivität entwickelt sich also gemäß der unendlichen ►geometrischen Folge 1, 1/2, 1/4, 1/8, 1/16... In der Praxis jedoch müssen wir bis zum vollständigen Zerfall nicht unendlich lange warten, denn Materie ist nicht unendlich fein unterteilbar. Caesium enthält etwa 4,4 · 1024 Atome* pro Kilogramm, 1 kg braucht zum vollständigen Zerfall somit an die 2500 Jahre. Ein Kilo Plutonium dagegen ist erst nach 2 Millionen Jahren komplett zerfallen. Und das Warten auf den Zerfall von 1 kg Uran-238 lohnt sich gar nicht, da ihm das ►Ende der Erde zuvorkommen würde. Lagern für die Ewigkeit Nieder- und mittelradioaktive Elemente werden zurzeit in über- oder unterirdischen Hallen gelagert und sind für eine ständige Wartung zugänglich. Bei hochradioaktiven Stoffen hingegen strebt man eine wartungsfreie Lagerzeit von einer Million Jahre an. Dies erfordert weit zukunftsgerichtete Konzepte. Innerhalb von einer Million Jahren werden Meere absinken und ansteigen, Wüsten entstehen oder verschwinden, kleinere Gebirge sich auffalten, Kontinente sich verschieben. Zudem erzeugt der Atommüll ständig Strahlung und Hitze. Das Endlager muss all dies überstehen, ohne dass Radioaktivität frei wird. Zur Zeit existiert noch kein solches Endlager auf der Erde. Das gängige Konzept sieht die Einlagerung in stabilen geologischen Formationen vor, kilometertief unter der Erdoberfläche. In Yucca Mountain, Nevada (vulkanischer Tuff) und unterhalb der Insel Olkiluoto, Finnland (Granit) sind Endlager für hochradioaktive Abfälle vorgesehen. Auch Salzstöcke wären theoretisch geeignete Kandidaten, da sie sich in Millionen Jahren normalerweise nicht verändern. Die Untersuchungen für ein mögliches deutsches Endlager im Salzstock von Gorleben ruhen jedoch aufgrund derzeitiger politischer Inopportunität seit dem Jahr 2000. * Zahl der Atome in 1000 g Caesium-137: 1000 / 137 · 6,0221415 ∙ 1023 =
4,4 · 1024
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